Stadteilbezogene Gesundheitsförderung

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Von zentraler Bedeutung sind "Orte der Gesundheitsförderung", denn "Gesundheit braucht Gelegenheiten". Diese können im öffentlichen Bereich in selbstverwalteten Gesundheitshäusern, Gesunde-Städte-Büros oder Bürgerzentren entstehen, von Volkshochschulen, Wohlfahrtsverbänden oder freien Verbänden getragen sein, aber auch in öffentlichen Einrichtungen, Betrieben oder Nachbarschaftseinrichtungen gestaltet werden. Hier kann sich eine vielfältige Praxis gesundheitsfördernder Alltagskultur entwickeln, die auch Anregungen für den privaten Bereich ermitteln, denn der ursprüngliche Ort der Gesundheitsförderung ist die Wohnung , der eigene Haushalt und die Nachbarschaften, in denen Menschen ihren Alltag selbst organisieren.

Das Mehrebenen-Konzept der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderungmit den Handlungsebenen

  • Persönliche Kompetenzen entwickeln
  • Gemeinschaftsaktionen unterstützen
  • Gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung
  • Gesundheitsfördernde Lebenswelten schaffen
  • Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik entwickeln

hat sich in den letzten 20 Jahren auch als Orientierung für integrierte Programme einer gesundheitsfördernden Stadtteilentwicklung bewährt.

Im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung ist z. B. der "Setting"-Ansatz der Gesundheitsförderung, d. h. die partizipative Gestaltung gesünderer Arbeitsumwelten, in den letzten Jahren erfolgreich erprobt und inzwischen auch auf viele öffentliche Einrichtungen übertragen worden (Kindergärten, Schulen, Verwaltungen, Krankenhäuser, Heime). "Gesundheitszirkel" oder Projektgruppen identifizieren dabei zunächst die gesundheitlichen Problemlagen und erarbeiten Verbesserungsvorschläge. Im Rahmen eines Prozesses der Organisationsentwicklung werden belastende Strukturen verändert und die Beteiligten erhalten Unterstützung bei der Aneignung gesundheitsfördernder Kompetenzen. Häufig wird dabei auch das soziale Umfeld mit einbezogen. In einem größeren Maßstab lässt sich dieser Zugang auch auf Nachbarschaften, Stadtteile und ganze Gemeinden wie Gesunde-Städte-Projekt übertragen.

Konzepte nachhaltiger Daseinsvorsorge im Sinne der "Lokalen Agende 21" und der kommunalen Gesundheitsförderung im Sinne "Gesunde-Städte"-Netzwerkes der WHO können sich dabei gut ergänzen und tragen dazu bei, die lokale und regionale Handlungsebene wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, gemeinschaftlichen Handelns und politischer Initiativen zu rücken.

Besondere Aufmerksamkeit finden dabei die Räume und Beziehungen des Alltagslebens, die "Settings", in denen Menschen sich überwiegend aufhalten und in denen sie die in sozialer, psychischer, körperlicher, ästhetischer, geistiger und ökologischer Hinsicht prägende und ihre Gesundheit bestimmende Lebensmuster entwickeln. Das eigene Zimmer, die Wohnung, die Nachbarschaft, die Straße, der Stadtteil werden so zu prägenden Merkmalen des eigenen Lebens.

Die Stärkung gesundheitsfördernder Lebensbedingungen richtet sich entsprechend auf familiäre, wohnliche, nachbarschaftliche, betriebliche und lokale Lebenszusammenhänge und ist vor allem dort um einen Ausgleich ungleicher Lebenschancen bemüht, wo eklatante Defizite die selbstbestimmte Sorge für ein gelingendes Leben beeinträchtigen.

Dies ist gegenwärtig vor allem in den Stadteilen und Stadtgebieten notwendig, in denen anhaltende Massenarbeitslosigkeit und eine Konzentration sozialer Problemlagen die BewohnerInnen in eine resignative Hoffnungslosigkeit zu treiben droht. In der tiefgreifenden wirtschaftlichen Krise der Industriegesellschaften sind viele Menschen von sozialen und materiellen Veränderungen betroffen, die sie als bedrohliche Verschlechterung ihres Lebensstandards und als kränkend erleben.

Als Zielperspektive ergibt sich daraus die Entwicklung einer gesundheitsfördernden Lebenskultur, die in sozialer und ökologischer Hinsicht die nachhaltigen Lebensinteressen der Menschen in ihrem unmittelbaren Lebenszusammenhang stützt und das Bemühen um eine gesündere Lebensweise auch im öffentlichen Handeln zur leichteren Entscheidung macht.

Von zentraler Bedeutung sind "Orte der Gesundheitsförderung", denn "Gesundheit braucht Gelegenheiten". Diese können im öffentlichen Bereich in selbstverwalteten Gesundheitshäusern, Gesunde-Städte-Büros oder Bürgerzentren entstehen, von Volkshochschulen, Wohlfahrtsverbänden oder freien Verbänden getragen sein, aber auch in öffentlichen Einrichtungen, Betrieben oder Nachbarschaftseinrichtungen gestaltet werden. Hier kann sich eine vielfältige Praxis gesundheitsfördernder Alltagskultur entwickeln, die auch Anregungen für den privaten Bereich ermitteln, denn der ursprüngliche Ort der Gesundheitsförderung ist die Wohnung , der eigene Haushalt und die Nachbarschaften, in denen Menschen ihren Alltag selbst organisieren.

Eine unterstützende öffentliche Kommunikation, begleitende Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, ein Fonds für Gemeinschaftsprojekte und die Förderung von stadtteilbezogenen Infrastrukturen für vernetztes und kooperatives Handeln in den Städten und Gemeinden sind wesentliche Bestandteile einer wirksamen Gesundheitsförderungsstrategie auf der Ebene von Stadtteilen.

Die Unterstützung eines kompetenzfördernden Engagements der BürgerInnen wird damit zu einer herausragenden und anspruchsvollen öffentlichen Aufgabe.

Hier sind nicht nur Kommunalverwaltungen, sondern auch Bildungseinrichtungen, öffentliche Medien, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, Kirchen, Krankenkassen und andere Organisationen mit Gemeinwohl-Interessen herausgefordert, die mit dem Programm des "Gesunde-Städte"-Projektes der WHO zur aktiven Mitwirkung aufgefordert werden.

Das verfügbare Wissen und Können zur Förderung von Gesundheit soll dabei als öffentliches Wissen allen Menschen zugänglich werden. Es bildet ein "soziales und kulturelles Kapital" in der Stadt und der Gesellschaft, das kein Privileg einzelner Berufe und Organisationen ist.

Ein öffentlich gefördertes Qualifizierungs- und Tätigkeits-Angebot für sorgende, pflegende, fördernde und planende Entwicklungstätigkeiten und Verantwortungen gegenüber der sozialen Mitwelt und der natürlichen und technisch gestalteten Umwelt im kommunalen Rahmen kann zukünftig zu einem zentralen Merkmal einer bürgerorientierten Kommune werden.

Die Lebensqualität in Städten und Gemeinden ist in hohem Maße davon abhängig, ob Menschen in ihrem Umfeld sinnstiftende Tätigkeitsperspektiven entdecken können.

Gesundheitsförderung im Sinn der Ottawa-Charta eröffnet vielfältige sinnvolle Tätigkeits-Perspektiven. Diese praktisch möglich und zum Kern einer neuen Gesundheitspolitik von den Menschen für die Menschen zu machen, ist eine der großen politischen Aufgaben der kommenden Jahre. Der Kooperationsverbund "Hochschulen für Gesundheit" e.V. will künftig durch Fort- und Weiterbildungen einen Beitrag dazu leisten (www.sgw.hs-magdeburg.de/ggf).

Eberhard Göpel

Quelle: BKK-Newsletter

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Neuer Kurs zur Kommunalen Gesundheitsförderung startet am 16./17. Januar 2015