Das Setting "Stadtteil" als prioritäres Handlungsfeld für den Abbau sozial bedingter Ungleichheit von Gesundheitschancen - Ansatzpunkte für Gesundheitsförderung und Primärprävention

 

Tagungsbeitrag: Integrierte gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung - Handlungsstrategien für Kinder und Jugendliche in E&C-Gebieten Dokumentation zur Konferenz der Quartiersmanager/innen aus E&C-Gebieten am 12. und 13. Juli 2004 in Essen

Zunächst möchte ich mit diesem Beitrag die Ziele und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Gesundheitsförderung verdeutlichen und anschließend skizzieren, welche Möglichkeiten für die Gemeinwesen-Arbeit im Setting "Stadtteil" daraus entstehen können.

Mit der krisenhaften Entwicklung der volkswirtschaftlichen sowie sozial- und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen auf der staatlichen Ebene gewinnt der kommunale Lebensraum als konkreter Ort der alltäglichen Lebensgestaltung der Menschen verstärkt an Bedeutung. Hier treten die sozialen und gesundheitlichen Probleme prekärer Lebenslagen in Erscheinung und hier werden sie für die Menschen unmittelbar erlebbar. Hier können sich aber auch im Rahmen einer kommunalen Daseinsvorsorge neue Unterstützungsstrukturen zur Sicherung elementarer Lebensbedürfnisse mit den betroffenen Bürger/innen bilden. Dies ist das Ziel von Gemeinwesenarbeit und einer gemeindebezogenen Gesundheitsförderung.

Eine Verständigung über elementare Lebensbedürfnisse, mit dem Ziel einer nachhaltigen Gesundheitsförderung, kann dabei zu einer Re-Aktivierung kommunaler Selbstverwaltung und bürgerschaftlicher Kompetenzen und Potentiale führen. "Gesundheit wird von den Menschen in ihrer alltäglichen Umwelt geschaffen und gelebt, dort wo sie leben, lieben, spielen und arbeiten. Gesundheit entsteht dadurch, dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in der Lage ist, selbst Entscheidungen zu fällen und Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben, sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen" heißt es in einer Erklärung der Weltgesundheitsorganisation. Gesundheitsförderung unterstützt daher bürgerschaftliches Engagement in den alltäglichen Lebensräumen der Menschen und ist dabei mit Gemeinwesenarbeit verbunden.

In einer Zeit der Globalisierung von Kommunikations- und Wirtschaftsbeziehungen und der Auflösung nationalstaatlicher sozialer Sicherungsstrukturen, muss neu erfunden werden, in welchen sozialen Zusammenhängen die grundlegenden Lebensbedürfnisse und -wünsche der Menschen mit einer nachhaltigen Entwicklungsperspektive aussichtsreich realisiert werden können.

Wohnung, Wohn-Umfeld, Stadtteil und Kommune sind dabei wesentliche räumliche Gliederungen. Persönliche Lebensbedürfnisse, Partnerschaft, Familie, Nachbarschaften und Interessengemeinschaften, Arbeitskollegen/ innen, Stadtteil-Bewohner/innen und Gemeinde-Mitglieder sind wesentliche soziale Gliederungen. Essen, Trinken, Bewegen, soziale Begegnungen, sinnvolle und kreative Tätigkeiten, Bildung und persönliche Entdeckungen, soziale Anteilnahme und gemeinschaftliches Engagement sind wesentliche gesundheitliche Entwicklungs-Aspekte. Die Verknüpfung dieser Gesichtspunkte zu einer inpiduell, gemeinschaftlich und gesellschaftlich stimmigen und nachhaltigen gesundheitsfördernden Lebensweise bildet eine kulturelle und politische Herausforderung der kommenden Jahrzehnte angesichts der globalen Veränderungen der Wirtschaftsformen, bei denen zwei Drittel der Menschen künftig in den Industriestaaten durch die Automatisierung von Produktion und Dienstleistungen für die wirtschaftlichen Kernfunktionen überflüssig werden.

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Neuer Kurs zur Kommunalen Gesundheitsförderung startet am 16./17. Januar 2015